Geschrieben 09.03.2010:
Es ist eine Tatsache! Alle Eltern oder/und Großeltern, alle Erzieher in diesem Bereich sollten es kennen, nämlich das “Kinder-Böckchen”!
Es geht sehr zeitig los! Also, spätestens mit zwei Jahren kann man es deutlichst beobachten, wenn auch bei jedem Kleinkind etwas anders ausgeprägt und unterschiedlich intensiv. Aber man sollte auf jeden Fall darauf vorbereitet sein, dass es kommt; dass es kommen wird, das BÖCKCHEN!
Es kommen beim aufwachsenden Menschenkind dann immer wieder mal Entwicklungsphasen, wo man sich einem sturen, uneinsichtigen, dickköpfigen und in keinster Weise verhandlungsbereiten Kind gegenübersieht. Der kleine Mensch hat dann seine ganz individuellen und eigenen Vorstellungen von dem, was da gerade abläuft! Und, es soll dann um jeden Preis nach dessen, also seinem Willen gehen. Dafür ist das Kleinkind bereit, alles, aber auch alles in die Waagschale zu werfen, was nur verfügbar ist – also im übertragenen Sinne. In solch einer Situation helfen dann keine guten Worte seitens des Erwachsenen, da helfen keine Schimpferei, kein Herumschreien oder irgendwelche mehr oder weniger ohnmächtigen Strafandrohungen, da hilft dann kein “Betteln und kein Flehen”, da helfen dann nicht mal solch drastische Erziehungsmaßnahmen, wie eben mal ein Klaps auf den Popo! Nichts, es hilft dann einfach gar nichts! Man muss es ertragen und irgendwie vorbeigehen lassen…
Wenn man es mit einem Kleinkind zu tun hat, zu dessem Charakterbild ein sehr starker (Eigen-)Wille gehört, dann helfen nur Liebe, Geduld, Ausdauer, ganz starke Nerven, Ruhe und Gelassenheit, will man aus solch einer Situation unbeschadet hervorgehen.
Unsere kleine, meistens ganz, ganz liebe Enkeltochter, gehört zu der eben beschriebenen Kategorie von Menschenkindern, die einen ausgesprochen starken eigenen Willen besitzen. Derzeit und ganz aktuell “klagt” unsere liebe Tochter, und ihr Mann bestätigt das, immer wieder mal ganz konkret darüber, dass die “kleine Prinzessin” ein Böckchen hatte.
Dann kennt sie keine Verwandten! Dann zieht sie “ihr Ding” durch, komme was wolle! Dann geht das so weit, dass sie sich in ihrer Wut auch mal von Mama oder Papa gar nicht verabschiedet, bevor sie morgens zu ihrer Kindergruppe geht. Sie kann dann einfach nicht anders, selbst wenn Mama und Papa bei diesen “Kraftproben” Blut und Wasser schwitzen.
In ihrer Wut sagt sie dann schon mal: “Du bist nicht mehr meine Mama/mein Papa!” Hat das Böckchen seine “Hörner” wieder eingefahren, dann ist alles wieder paletti, dann herrscht wieder “Friede, Freude, Eierkuchen”, so, als wäre nie etwas gewesen! Dann ist sie wieder das allerliebste Töchterchen, das man sich nur wünschen kann. Dann ist sie ausgesprochen liebe- und schmusebedürftig, anhänglich, lieb, aufmerksam, willig, hilfsbereit, einsichtsvoll.
Wir haben dieses “Bockig-Sein” unserer kleinen Enkeltochter auch schon mal erlebt. Damals war sie gerade mal zwei Jahre alt und war das erste Mal für ein paar Tage zusammen mit ihrem Bruder bei uns. Also Mama und Papa waren nicht mit; sie hatten etwas vor.
Ich kann mich erinnern, dass sie während dieser Zeit wohl einmal starkes Heimweh überfiel. Da hat sie sich dann in unserem Korridor hingelegt, das Köpfchen nach unten, und hat lange Zeit unter Tränen immer wieder gerufen: “Mama rück!” Das sollte soviel heißen, wie: “Ich will zur Mama zurück!” Sie war dabei kaum zu beruhigen; es half nichts, ich musste geduldig abwarten, bis sie damit aufhörte und sich beruhigen ließ.
Nun ja, das war ja nicht sooo schlimm, da es ja in unserem Zuhause passierte.
Viel hilfloser erlebten wir, also mein Mann und ich, dann schon die folgende Situation: Wir hatten uns entschlossen, mit beiden Enkelkindern in den Spreewald zu fahren, um dort eine ca. einstündige Kahnpartie zu unternehmen. Eigentlich war DAS ja immer eine sehr schöne Sache; ab und an konnte man dabei ja auch Wassertiere ganz aus der Nähe beobachten. Das könnte doch schon etwas für unsere Kleinen sein, so dachten wir.
Jedoch, es wurde zu einer ganz schönen Strapaze! Es wurde nicht nur für uns zu einer Strapaze, nein, ich glaube auch die Fahrgäste des Spreewaldkahns hatten sich diese idyllische Tour etwas erholsamer und vor allem ruhiger vorgestellt und gewünscht. Sooo kam es aber nicht. Dafür “sorgte” unsere kleine Enkeltochter.
Abgesehen davon, dass weder SIE noch ER, also unser Enkelsohn, in den Spreewaldkahn einsteigen wollten, als er denn nach einiger Wartezeit tatsächlich auch endlich anlegte, ging dann nach einiger Zeit auf dem kleinen Spreewaldkahn ein richtiges “Wein- und Schreikonzert” los. Wir hatten auf dem gut gefüllten Kahn gerade mal noch die Plätze ganz vorne bekommen, wo es im Großen und Ganzen zwar sehr schön, aber leider ein wenig beengt gewesen ist. Also, wir konnten nicht nebeneinander sitzen; so viel Platz war da einfach nicht. Unsere kleine Prinzessin hatte nur auf dem Schoß ihres Opas Platz; mehr ging einfach nicht! Wir hatten zwar eine supergute Aussicht, aber wir saßen auch verdammt nahe am Wasser dran. Das wäre ja alles so einigermaßen auch gegangen; das hätten wir ja die eine Stunde, die diese Kahnfahrt dauerte, auch prima ausgehalten, wenn sich da nicht das Folgende ereignet hätte: Unsere Kleine begann ganz kurz nach unserem Zustieg an zu weinen und dabei zu rufen, besser schreien: “Mama rück!” Das ging fast die gesamte Kahnfahrt hindurch so. Sie war durch nichts und durch niemanden zu beruhigen. Selbst ihr Bruder redete mehrfach ganz liebe- und verständnisvoll auf sie ein und bat sie inständig, doch endlich mit diesem grundlosen Geschreie aufzuhören. Aber, das “juckte” sie überhaupt nicht! Wir redeten mit Engelszungen auf die “kleine Prinzessin” ein; ihr war das völlig “Wurscht”! Sie zog ihr Ding voll durch! Ich hatte wirklich nur die eine Angst, dass sie noch damit beginnen würde, den Schoß meines Mannes verlassen zu wollen; sich also ggf. aufgebäumt hätte, um beispielsweise einen eigenen Platz im Kahn zu beanspruchen! Aber das blieb uns, Gott sei Dank, erspart! Und es war bewundernswert, mein Mann behielt die Nerven und hat das alles souverän, also die gesamte Kahnfahrt-Stunde über, relativ gelassen und beherrscht ertragen.
Eines war uns dabei ja noch ganz besonders peinlich: Der gesamte Kahn war voll besetzt! Er war voll besetzt mit durchweg älteren Leuten, die sich mit Sicherheit eine ganz ruhige, erholsame Kahnfahrt ausgerechnet und gewünscht hatten bzw. hätten. Sie hatten für eine Kahnfahrt durch´s Spreewald-Grüne bezahlt, bei der sie mal so richtig die Seele baumeln lassen wollten! Daraus wurde aber nichts! DAS hat ihnen unser kleiner Schreihals gründlichst verdorben und einfach nicht zugelassen!
Wir waren ja sooo froh und erleichtert, dass die anderen Kahninsassen uns nicht irgendwie beschimpften, sondern großes Verständnis für unsere und auch ihre verzweifelte Lage und Situation aufbrachten. Wir sind noch nie sooo gerne wieder einem Kahn entstiegen, wie nach dieser Sommer-Spreewald-Kahnpartie.
Heutzutage, also gut zwei Jahre später, erzählen wir DAS so manches Mal unserer kleinen Enkeltochter bzw. wir sprechen mit ihren Eltern darüber, da hört sie dann ganz genau zu und ich glaube, sie versteht mittlerweile auch schon ganz genau, wie “verzweifelt und hilflos” wir IHR damals ausgeliefert waren!
Es schallt uns heute noch in den Ohren, wenn wir daran denken, wenn wir darüber sprechen, dieses alles Durchdringende, Erbarmungslose, Flehende, alles Bestimmende: “Mama rück!” Darüber haben wir mittlerweile schon so manches Mal herzlichst gelacht! Und unsere Kleine lacht inzwischen dann mit uns mit, sooo, als würde sie die gesamte Tragweite der damaligen Situation bereits voll erfassen und verstehen!?
Eines möchte ich mal noch ergänzen: Unser Enkelsohn, der hat/hatte natürlich auch ab und zu mal ein, also sein “Böckchen”, ganz klar! Aber bei ihm äußerte sich DAS jeweils ganz anders. Er wurde in solchen Momenten meistens total übermütig und hat dann auf gar kein Zureden mehr reagiert. Dieser Zustand, der hielt dann auch immer eine ganze Weile lang an.
Es war aber nicht so, wie bei seiner Schwester, die nämlich in ihren “Bock-Zeiten” ihre “Widersacher” mit totaler und absoluter, sturer und längere Zeit anhaltender Nichtachtung straft!
Dass Menschen sehr, ja eigentlich außerordentlich kompliziert sind, das merkt man auf jeden Fall auch schon bei ganz kleinen Menschenkindern, und zwar sehr zeitig!
In diesem Blog geht es um meine Enkelkinder; es geht um "heinkas Enkelkinder". Man findet hier Geschichten, Begebenheiten, Besonderheiten, Erlebnisse, Ereignisse, Vorkommnisse, Gepflogenheiten, Vorfälle, Erkenntnisse, Erfahrungen aus ihrem und aus meinem Leben. Ebenso gibt es einige Lebensweisheiten in Form von Zitaten oder Sprüchen und auch musikalische Extras. Aber hauptsächlich geht es hier um Kinder bzw. Enkelkinder. Es geht um die einfachen, jedoch so wichtigen Dinge des Lebens.
Freitag, 10. September 2010
Wenn das Böckchen kommt
Labels:
böckchen,
dickköpfig,
eigenwillig,
erziehung,
geduld,
kindeswille,
liebe,
stur,
verständnis
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen